Nachruf Fortuna Basel - ein Barbar gegen die Nomenklatura (vom Fussball der Frühzeit und seinem spannendsten Basler Denkmal)
„In Grossbritannien an den elitären 'Public Schools' praktiziert und um die Mitte des 19. Jahrhunderts reglementiert, breitete sich der 'Association Football' als gegenüber dem 'Rugby Union Football' gesittetere und weniger gewaltsame Variante auf dem europäischen Festland mit einiger zeitlicher Verzögerung aus und fasste hauptsächlich in den urbanen Zentren der freisinnigen, industriell fortgeschrittenen Schweiz (wo an den Privatinstituten auch englische Schüler studierten, deren Lebensweise vom gehobenen Bürgertum imitiert wurde) rasch Fuss (...) Bereits um die Jahrhundertwende hatte sich der Fussball mit seinen allgemeingültigen Regeln und dem offenen Wettbewerb durch seine Affinität zur Modernität, die sich an den Prinzipien des Freihandels und des damit verbundenen Kosmopolitismus und der Internationalität ausrichtete, gute Voraussetzungen für einen Spielbetrieb in Form einer Meisterschaft wie auch für internationale Spiele geschaffen“ (Sternstunden des Schweizer Fussballs - Andreas Schoch) „Die Aneignung des Fussballspiels, das von der technisch-merkantilen Elite in ganz Europa als ein Symbol des bewunderten 'English Way of Life' betrachtet wurde, war insgesamt auch ein Gradmesser gesellschaftlich und politischer Modernität und setzte sich in der Schweiz bei den akademischen und kaufmännischen Eliten rasch durch“ (Christian Koller)
Die Gründung der Verbände von England, Schottland, Wales und Irland, wo sich die Bewegung zuerst einbürgert, fällt in die Jahre 1863, 1873, 1875 und 1880. Ende der achtziger Jahre folgt eine Ausdehnung nach dem Kontinent auf Holland und Dänemark - dann anfangs der neunziger Jahre auf Belgien und die Schweiz, welche den Fussballsport beide 1895 organisieren. Italien schliesst sich 1898 an. Alle anderen Nationalverbände entstehen erst im zwanzigsten Jahrhundert. In der Schweiz ab ca. 1869 sind es vor allem englische Schüler, welche das Spiel an den Instituten von Genf, St. Gallen und Zürich praktizieren. Eine einheimische Färbung nimmt der Fussball in den neunziger Jahren an, nachdem er sich in 'aufgeklärten, vorurteilsfreien Kreisen', die mit ihm in Berührung gekommen sind, Eingang verschaffen kann.
Das erste offizielle Spiel zwischen zwei Mannschaften wird am 26.10.1863 ausgetragen. 1866 ist die erste klare Abseitsregel geschaffen worden, mit der Bestimmung, dass ein Spieler bei der Ballabgabe drei gegnerische Spieler, inklusive Torwart, vor sich haben muss, um nicht abseits zu sein. Die Abseitsregel ist ein Hauptgrund zur Absplitterung vom Rugby-Fussball, bei dem jeder Spieler, der vor dem Ball ist, abseits steht und für miteinander verbundene Aktionen kaum eine Möglichkeit besteht. Auf die Saison 1925/26 wird die Bestimmung im Sinne von weniger Spielunterbrüchen auf zwei Spieler reduziert. Die durch zwei aufrechtstehende Pfosten begrenzten Tore sind bereits mit Schaffung der Urregeln 1863 etwa 7,32m breit. In der Höhe von 2,40m soll ab 1866 ein Band gespannt werden, unter dem der Ball für die Erzielung eines Tores durchzugehen hat. 1882 wird die Querlatte verbindlich und bestimmt, die Seitenlinien deutlich zu markieren. Ab 1870 wird mit elf gegen elf und ab 1874 mit neutralen Schiedsrichtern gespielt, die 1878 Pfeifen erhalten, um die Spielunterbrüche besser anzeigen zu können. Schienbeinschoner ab 1874. 1875 werden die Halbzeitpause mit Seitenwechsel, zwei Jahre später der Platzverweis und 1881 der Penalty erstmals ausgeführt. 1882 Einführung des zweihändigen Einwurfes (anfänglich darf noch derjenige und mit Anlauf einwerfen, der den ausgehenden Ball zuerst erwischt) und Schaffung des 'International Board' für Regelauslegung. 1887 werden Mindestmasse für die Grösse des Spielfeldes von 90 Metern Länge und 45 Metern Breite festgelegt. Ab 1888 muss an jeder Ecke eine Flagge angebracht werden und es wird quer über das Spielfeld eine Mittellinie gezogen. Sein Mittelpunkt ist ab 1898 mit einem Kreis gekennzeichnet. Der Torraum - 5,50m von jedem Torpfosten und der Strafraum im Ausmass von 16,50m mit einer Strafstossmarke kommen 1903 hinzu, als die Regeln geändert werden und der Torhüter den Ball nicht mehr ausserhalb berühren darf. Ab 1937 ist um diesen ein Halbkreis von 9,15m zu ziehen. Die 1891 erfundenen Tornetze werden 1938 in allen FIFA-Verbänden obligatorisch.
Vom FC St. Gallen als erstem (noch bestehenden) Schweizer Fussballclub ist als ältestes Dokument ein Statuten-Exemplar vom 19.4.1879 bekannt. Die Gründung erfolgt auf Anregung einiger junger Kaufleute, die den Sport im Institut Schönberg in Rorschach kennengelernt haben. Das Vereinsleben beschränkt sich in den Anfängen auf abendliche Übungen auf dem unteren Brühl. Gemäss den mit dem 31.3.1880 beginnenden Protokollaufzeichnungen soll damals eher zuviel als zu wenig gespielt worden sein, nämlich jeden Mittag von ein bis zwei Uhr und abends bis tief in die Nacht. Es handelt sich dabei um ein Training auf ein Goal, das bloss die Hälfte der heutigen Ausmasse besitzt. 1880 aber wird gegen das Institut Schönberg bereits der erste Match ausgetragen, und die Mitgliederzahl steigt 1882/83 auf über zwanzig an.
„Durch 'Papa' (Adolf) Glatz und seine Realschulturner hat das Fussballspiel anfangs der 1890er Jahre in Basel Boden gefasst. Dem überzeugten Turner war aus England zu Ohren gekommen, dass sich auf der Mutterinsel ein neuartiges Mannschaftsspiel auszubreiten beginne, das zunehmend an Popularität gewinne. Er setzte sich mit dem in Mode gekommenen englischen Sport intensiv auseinander, und er erkannte, dass sich diese Ballspielart, wie keine andere, für die Heranbildung von Gemeinschaftssinn, Disziplin und kämpferischen Einsatz eignet“ (100 Jahre RTV Basel 1879, Eugen A. Meier) „Der ehemalige Realschülerturnverein und spätere RTV 1879 ist eine Institution der oberen Realschule, mit dem Zweck, die heranwachsenden Gymnasiasten und künftigen Akademiker in ihrer Freizeit und als Ergänzung zum Schulbetrieb zu körperlich gestählten und charakterlich wertvollen Menschen heranzubilden. Neben Fang- und Schlagball wurde das Fussballspiel eifrig gepflegt (...) Am 10. Dezember 1893 fand in Basel das erstes Fussballspiel zwischen zwei Vereinsmannschaften statt, und zwar zwischen dem FC Basel und RTV“ (Tip-Sportmagazin)
„So war damals ein Goal beschaffen: zwei Bohnenstangen mit oben einer Verbindungsschnur, welche natürlich nach jeder Übung weggenommen und versorgt werden mussten. Die Anzahl der Spieler war zu klein, um ein regelrechtes Spiel auf zwei Goals durchführen zu können, und so begnügte man sich mit dem Spielen gegen ein Goal und mit Übungen im Behandeln des Balles (...) Ein Lokal zum Wechseln der Kleider und eine Waschgelegenheit standen nicht zur Verfügung, und es wurden daher die nötigsten Reinigungen an dem Brünnlein, das Ecke Weiherweg/Belchenstrasse stand, vorgenommen. Die zum Spielen benützten Kleider wurden, in sehr wenig hygienischer Weise, mit den Schuhen zusammengerollt und in einem grossen Korb aufbewahrt. Viele Mitglieder nahmen auch davon Umgang, sich für die Spielübungen umzuziehen, und spielten im Sonntagskleide, indem sie sich damit begnügten, Hut, Kittel und Gilet auszuziehen und neben dem Goal zu deponieren“ (Dr. Hans Burckhardt, Gründungsmitglied der Old Boys)
„Die Schüler, Studenten, Akademiker und Kaufleute, die in Basel als Pioniere des Fussballs wirkten, sahen ihre sportlichen und administrativen Tätigkeiten in ihren Klubs nicht als bedeutungslosen Zeitvertreib, sondern erkannten darin einen erzieherischen Wert, der den zeitgenössischen bürgerlichen Leitwerten entsprach. In der Unterordnung der Spieler unter die Regeln, im schwankenden Gleichgewicht zwischen Mannschaftsinteresse und Eigeninteresse, in der Ordnung und der Spontaneität des Spiels konnten sich die Fussballer wichtige Charaktereigenschaften aneignen, die sie auf den Alltag vorbereiteten (...) In der zeitgenössischen Wahrnehmung waren Personen, die sich diese Grundwerte in der Lebensschule Fussball aneigneten, auch in ihren anderen Tätigkeiten erfolgreich (...) Die Fussballpioniere nutzten den Sport, um sich von unteren Schichten abzugrenzen“ (Fussball in Basel von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg, Hans-Dieter Gerber) Beim FC Basel mit 'streng gehüteter Tradition der Wahrung grösstmöglicher Fairness' soll es im Januar 1947 anlässlich des Basler Cup-Treffens seiner Reserven gegen den FC Allschwil zum ersten Mal überhaupt zu einer Tätlichkeit einer seiner Spieler gegen einen Schiedsrichter gekommen sein. In ihrem Bedauern gab die Vereinsführung ihrer Überzeugung Nachdruck, 'dass nicht der mit allen Mitteln und um jeden Preis erzielte Sieg höchste sportliche Befriedigung vermittle, sondern - wenn auch mit grösster Einsatzbereitschaft - anständig und ritterlich darum gekämpft zu haben' „Dass allmählich auch kleine Angestellte und Arbeiter den Zugang zum neuen Sport fanden, hängt in erster Linie mit der Verkürzung der Arbeitszeit zusammen, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Ausweitung der Freizeit führte“ (Werner Ryser)
(Der Weg zur Etablierung des Sports in der schweizerischen Gesellschaft war durch harte Auseinandersetzungen gekennzeichnet. Er fand nur zögernd Aufnahme, weil ihm das Bürgertum und das im Staat verankerte Turnen im Wege standen. Selbst das von den Turnern verachtete Fussballspiel, auf das das Bürgertum zuerst überrascht und dann mit Hohn und Schimpftiraden reagierte, hatte es schwer, sich in der Schweiz durchzusetzen. „Da die Ursprünge des Sports auf ritualisierte Adelsvergnügen des englischen Kulturbereiches zurückgehen, gab es zudem wenig Anknüpfungspunkte an eidgenössische Traditionen. Die Charaktereigenschaften der englischen Grossbourgeoisie stimmten mit denjenigen des Bürger- und Bauernstaates nicht überein: eine Orientierung an einer adligen Schicht war nicht möglich. Die unbezähmbare Wettlust des britischen Volkes, die das erste interessierte Zuschauerpublikum auf die Sportplätze gelockt hatte, existierte nicht oder wurde behördlich nicht geduldet“ Die Leichtathletik wurde zuerst abschätzig 'volkstümliches Turnen' genannt und galt als Vorstufe des National- und vor allem Kunstturnens. Die Militärorganisation von 1908 verankerte nicht nur die 1904 probeweise eingeführte turnerische Rekrutenprüfung im Weitsprung, Hantelheben und 80-m-Lauf auf gesetzlicher Grundlage, sondern schuf zur besseren Vorbereitung des angehenden Wehrmannes auch den turnerischen Vorunterricht. Die neuen Anschauungen über die Bedeutung der natürlichen Bewegungsformen des Laufens, Werfens und Springens sowie des Spieles und des Freiluftbetriebes hielten nach und nach auch im Schulturnen Einzug. Die Übungen fanden vor allem in den Städten ihre erste Gefolgschaft. 1907 fand in Basel der erste Turntag für volkstümliche Wettkämpfe statt. 1911 lieferten sich auch die Landschäftler, deren Leiichtathletikverband am 4. Juli 1920 offiziell zu existieren begann, am Kantonalturnfest in Münchenstein darin einen allerdings noch nicht gleichgestellten Wettkampf. Am Eidgenössischen Turnfest in Basel 1912 wurden im Faust-, Grenz-, Schleuder- und Jägerball erstmals auch Spiele ausgetragen. Obwohl der ETV den moderneren Sport (Ballspiele, Leichtathletik) als eine 'modische, die Autorität untergrabende und den Egoismus fördernde Zeiterscheinung' ablehnte, konnte er sich ihm aufgrund seiner rasch steigenden Popularität nicht verschliessen. Die vom Technischen Komitee im Jahre 1914 herausgegebene Anleitung über die Verwendung der volkstümlichen Übungen im Sektionsturnen enthielt Leistungsmassstäbe für Steinstossen und Steinheben, Schleuderball, Kugel- und Gerwerfen, Weit-, Hoch- und Stabhochsprung, Klettern, Hangeln, Sturmbrettspringen und Schnelllauf über die kurze Strecke. Als der ETV 1919 an den eidgenössischen Einzelturntagen neben den Wettkämpfen im Kunst- und Nationalturnen neu auch einen vollständigen Zehnkampf im volkstümlichen Turnen durchführte und die erfolgreichsten Wettkämpfer mit dem Olivenkranz auszeichnete, hat die Leichtathletik den Durchbruch geschafft)
Der Fussball rollt an: Kurz vor der Jahrhundertwende beginnen Basler Schulbuben auf den Strassen und freien Matten der Stadt gegen das Diktat der Erwachsenen mit dem Fussball und ebnen dem neuen Sport allen Widerständen zum Trotz mit wenig Geld aber viel Begeisterung den Weg zu einer Breitenentwicklung. Diese Phase, aus dessen 'Unterholz' sein inneres Wesen vollendet und ausgefüllt wird, dauert bis weit nach 1920 an.
Zwischen Aussenseiter-Status und Prominenz: 1901/02 finden sich um die Schweizerische Meisterschaft der Serie A mit den Parvenüs Excelsior und Fortuna sogar vier Basler Vertreter auf Augenhöhe. Im Schaufenster stehen vor immer zahlreicherem Publikum die Derbys zwischen den alten Hasen FC Basel und Old Boys. Und dann versetzt da vor allem das Schweizerkreuz auf dem Landhof zweimal gegen Deutschland und gegen die Amateure aus England die nach Abwechslung Suchenden in eine nervenspannende Situation. Der 'Footballsport' kommt en vogue, das Fussballfieber greift um sich, die Stadt ist seine beste Adresse.
Durch die Eisenbahn und die Geburtsstunde der Rheinschifffahrt nach der Jahrhundertwende wird Basel zu einer kontinentalen Drehscheibe. Die Bevölkerungszahl ist mit der einsetzenden Industriealisierung (Textil, Chemie, Maschinen, Bau, Handel) 1902 auf 112'000 gewachsen (1870 47'040). 2000 weitere Einwohner leben in den drei Landsgemeinden Kleinhüningen, Riehen und Bettingen. Das 'Gesetz über die Erweiterung der Stadt' aus dem Jahre 1859 hat die Basis für die Errichtung neuer Wohnquartiere gebildet. In einer ersten Phase sind die Arbeiterquartiere Clara und Gundeldingen erstellt worden. Ab 1890 erfolgt die grossflächige Überbauung des heutigen Matthäus, unteren St. Johanns und Hegenheimerviertels. Gegenüber anderen Standorten bessere Arbeits- und Fabrikgesetze, relativ tiefe Steuern und Mieten, die Unentgeltlichkeit des Schulunterrichts, eine fortgeschrittene Krankenpflege sowie andere, im wesentlichen von der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige GGG angebotene Wohlfahrtseinrichtungen machen Basel für Zuzüger attraktiv und sorgen für ein dicht gesponnenes soziales Netz.
FC Fortuna Basel 1899, Schweizer Meister der zweithöchsten Spielklasse 1901 und Aufstieg in die Serie A
Archetyp des wilden Fussballs, ein Fahnenflüchtiger wider Willen: So heisst es etwas geheimnisvoll, um auszudrücken, dass sich in der ersten Phase viele Gruppierungen unabhängig vom Schweizerischen Verband ein Rendezvous gegeben haben. Von einigen weiss man, dass ihre Aufnahmegesuche abgelehnt oder nur bedingt ausgesprochen sind. Als 'local heroes' auf einem improvisierten Terrain gegen den Rivalen von nebenan (nach der Tradition der Revanche in Form von Retourmatches), an den beliebten Kleinfeld-Sechser-Turnieren zur Abwechslung, aber auch, um die meist leeren Kassen aufzufüllen und für die Konsequentesten um Baslelstädtische Meisterschaftsehren, stellen sie ihre eigenen Bezüge her.
- 6er-Fussball aus sechs Spielern mit Goalkeeper, zwei Backs und drei Forwards und Verkleinerung des gewöhnlichen Terrains auf 60 M Länge und 30 M Breite. Offside-Regeln gelten nicht. Alle anderen Verstösse werden wie gewöhnlich bestraft (die für ihre Preise beliebten Sechserturniere werden aufgrund ihrer Attraktivität vom Fussballverband bald verboten: „den Veranstaltern brachten diese Turniere einige hundert Franken Nettoeinnahmen, für damalige Verhältnisse allerhand“ - Jubiläumschronik 20 Jahre FC Nordstern) „Die Sechserturniere standen im ersten Dezennium unseres Jahrhunderts bei den Fussballern hoch im Kurs. Klein war der Platz, zu laufen gab es nicht viel und an den Ball kam ein jeder, so oft er nur einen Schritt wagte. Offsides kannten wir nicht. Auf weisse Leibchen hefteten wir in der Herznähe mit einer Sicherheitsnadel ein leeres Päckchen 'Gauloise' - und fertig war der Clubdress. Schutten wollten alle, referieren keiner, sodass wir jedem dankbar blieben, der sich gegen ein 'paar Becher' an den Sonntagen zum Pfeifen zur Verfügung stellte. Rechtmachen konnte es ja sowieso keiner. Damals schon“ (Erinnerungen eines Sportlers, Fred Jent)
F.V.B., Anlaufstelle für den Basler Fussball: Dieser informelle und ab 1908 als Protest und Selbsthilfe auch unter einem kantonalen Dach verwaltete Austausch ist mehr als eine Anekdote. Seine Hinterlassenschaft steht dem Inhalt der offiziellen Bücher in wenig nach. Ein Club, der seinen Aufstieg in die Beletage des Schweizer Fussballs anfangs Jahrhundert teuer bezahlt hat, sticht dabei besonders hervor...
21.3.1909 Terrain des FC Concordia, Schlussspiel zwischen dem FC Rosenthal und FC Fortuna: „Fortunas gefürchteter Mittelstürmer, Kaiser, weilte zu jener Zeit gerade im deutschen Militärdienst. Doch es gelang ihm, auf Umwegen nach Basel zu kommen, um seinen Club in diesem schweren Kampfe zu unterstützen. Technik und Taktik stunden zu jener Zeit nicht gerade auf hoher Stufe: gutes Einzelspiel und eine wahre Begeisterung für seinen Club waren die Hauptfaktoren, welche zum Sieg führten“ (Jubiläumschronik 50 Jahre FC Nordstern)
'Möge er so weitermarschieren' Kader des Basler Meisters FC Fortuna Basel 1906 der Serie A 1910: E. Sollberger, N. Schulz, E. Michel, R. Kammerer, H. Madörin, A. Hänselmann, L. Schmidt, Fr. Letze, W. Kaiser, K. Küpfer, E. Wolf, W. Heinrich (Ersatz), J. Neumaier/ Ersatz
Nomen est omen: „Seine Göttin ist das himmlische Rad der Sterne, welche das Schicksal für uns Menschen dreht. Doch wenn es ständig in Bewegung ist, dann gibt es auch verschiedene Stationen“ (www.artedea.net) Würdig seines Namens, zieren die Vitrine des FC Fortuna erstklassige silberne Becher, wie es so weit keinem Verein gelingen kann, aber geradeso bricht immer wieder das Ungemach herein, wenn die Götter ihr Wohlgefallen verloren haben. Es sind die positiven wie die negativen Seiten irdischen Glücks. Es ist die Herrlichkeit und das Leiden daran unserer Welt. Fortuna wird zu seinem eigenen Mythos. „Der luftige Aspekt der Fortuna zeigt sich in der Unbeständigkeit des Glücks, das wie von Winden hin und her getrieben wird. Die Göttin mit ihren Flügeln ist so leicht, dass sie sich angeblich nirgendwo beständig niederlässt“ (www.artedea.net)
Ein ständiges Werden und Vergehen: Aus dieser Fülle des kurz vor der Jahrhundertwende (Auflösungsbeschluss 1904) und 1906 mit einem Triumph gegen Viktoria II wieder erscheinenden Fussballclubs, der... 1901 (unrechtmässige Abwerbung von Spielern durch den Rivalen Excelsior), 1903 (Forfaitentscheid und Disqualifikation durch die Schweizerische Football-Association nach wiederholt ungebührlichem Verhalten) 1904 (Rückzug für die restlichen Partien der Serie A ab dem 14. Februar) 1910 ('Säuberung schädlicher Elemente', Spaltung) ...zum Spielball der Kräfte wird, entsteht der Footballverband Basel-Stadt und die Arbeiterfussballbewegung. Es mag als Bild gelten, wie sich der junge Sport, der noch um seinen Platz kämpft und sich auch selber ins Straucheln bringt, im Zusammenwirken gegensätzlicher Motive entwickelt.
Vom Liebkind zum Stiefkind: Bauten der badischen Bahn zwingen den neugegründeten Club im Frühjahr 1908 in die Langen Erlen, welche mangels eigener Plätze zum Zentrum einer zweiten Generation Kleinbasler Fussballpioniere geworden sind. 1907 nimmt Fortuna, dem der Schweizerische Verband den Wiedereintritt verwehrt, die Sache selbst in die Hand. Unter dem Präsidenten Karl Brun schmiedet er mit Basilea und St. Johann eine Allianz, die Rangordnung anderweitig auszuloten. Aus dem Lokalkolorit dieses niederschwelligen Schulterschlusses entwachsen Concordia, Breite oder Black Stars ihren Kinderschuhen. Der 'durch sein energisches und massives Spiel bekannte' Serienmeister aber fällt 1911 zwischen Stuhl und Bank. Sein Kalkül ist nur bedingt aufgegangen. Er ist ein Regent, aber bleibt ohne Macht. Diese Opposition hat sich erledigt.
Ein gutes Stück Basler Arbeiter-Sportbewegung: Gleichzeitig haben unzufriedene Mitglieder, die am Puls des Geschehens bleiben, 1910 den Grundstein für den Arbeiterfussball gelegt, dem der widerspenstige und nicht zu verbiegende Verein unter jahrelanger Leitung von Karl Frick auch in der ab 1920 bestehenden Struktur seinen Stempel aufdrückt. Lebenszeichen, Happy End: Der alte FC Fortuna scheint schon vor seinem Ende vergessen: Übertritte sichern 1917 dem FC Breite die Stellung in der Serie B. Trotzdem taucht 1922 unter diesem Namen noch einmal ein Nachfolger auf, der (als finale Pointe) nach Verlängerung gegen 'Unione Sportiva Italiana' die B- und C-Vereinigung von Basel-Stadt gewinnt. Die Legende ist gerettet. Dann aber schliesst sich für immer der Kreis (1924 Streichung wegen Nichterfüllung finanzieller Verpflichtungen). Fortuna steht an vorderster Stelle für das Gebrochene und Bruchstückhafte, aus dessen Ahnung sich etwas Neues vollendet, um doch nur ein Teil dieses Ganzen zu sein.
„Sonntag, den 18. Februar 1900 fand auf der Schützenmatte in Basel der Return-Match zwischen den Football-Clubs Kleinbasel und Fortuna statt (...) Im ersten Match, das auf dem Kleinbasler Platz ausgefochten wurde, hatte Fortuna mit 2:0 gewonnen“ (FC Kleinbasel vs. FC Fortuna Basel 0:1 - Schweizer Sportblatt)
„Wird sich der in hiesigen Sportkreisen bekannte Footballklub [heute Sonntag] nach Aarau begeben, um mit dem Footballklub Young Boys Bern den Finalmatch um den Wanderbecher der Schweizerischen Football-Association Kategorie B auszufechten. Wir hoffen, dass dieser Klub seinen bisher erworbenen Ruhm nun auch in Aarau bewähren werde, und hoffen, denselben als Sieger in unserer Stadt begrüssen zu können. Es ist dies ein erstes Mal, dass ein Basler Footballklub in den Entscheid um obigen Becher kommt, und es ist das sehr anerkennenswert, denn ersterer Footballklub besteht erst seit zwei Jahren und ist auch erst letztes Jahr als Mitglied in die SFA aufgenommen worden“ (FC Fortuna Basel vs. FC Young Boys Bern 3:2, Schweizer Meisterschaftsfinal Serie B 1901 - National-Zeitung 31.3.1901)
„Wie bekannt, hat der Fussballklub Fortuna am 21. März in Aarau die schweizerische Meisterschaft Serie B und am 12. Mai die Meisterschaft von Basel errungen. Beide Becher, ersterer im Werte von 350 und letzterer im Werte von 90, sind bei Herrn Max Oettinger, Eisengasse, ausgestellt, worauf sämtliche Sportsfreunde aufmerksam gemacht werden. Jünglinge, die beabsichtigen, dem Klub beizutreten, werden höflich gebeten, sich beim Aktuar desselben, Herrn Karl Hagmann, Blauenstrasse 28, anzumelden“ (FC Fortuna Basel, Basler Meister 1901 - National-Zeitung 16.6.1901)
„Zu bemerken ist noch, dass verschiedene Spieler Fortunas durch fortwährendes Schreien und Reklamieren dem Referee, Herrn O. Billeter, sein Amt sehr erschwerten" „Der Match FC Basel - FC Fortuna wurde nicht zu Ende gespielt. Etwa 20 Minuten vor Schluss verliess Fortuna den Platz, weil der Referee, Herr Ackersmith, einen ihrer Spieler vom Platze wies (...) Vor Halftime hatte Basel zwei Goals gemacht“ (Serie A FC Basel vs. FC Fortuna 4:0 und 2:0 abgebrochen, November und Dezember 1902)
„Nachdem schon beim ersten Cupmatch zwischen diesen beiden Teams sich ein Spieler des FC Basel soweit vergessen hatte, dem Gegner eine Ohrfeige zu verpassen, erlitt dieser Fall eine Wiederholung dadurch, dass Riggenbach vom FC Basel sich das gleiche in unverantwortlicher Weise am letzten Sonntag wieder gestattete“ (der Präsident des FC Fortuna Emil Künzli beklagt ganz allgemein eine schulmeisterliche Behandlung)
„Der FC Fortuna hat sich in den Matches gegen die anderen Basler Clubs ein sehr grobes Spiel zu Schulden kommen lassen, welches sogar in zwei Fällen zu Tätlichkeiten ausartete (...) Fortuna ist bis zum Schluss der Saison mit Disqualifikation zu bestrafen“ (Entscheid der Disziplinarkommision der Schweizerischen Football-Association, Januar 1903 - Offizielles Bulletin der Schweizerischen Football-Association)
„FC Fortuna Basel - FC Bern 2:3: während des Spiels erhoben sich von Seite Fortunas mehrere heftige Auseinandersetzungen bezüglich 'Behind' oder 'Goal', was einzig und allein dem Fehlen der obligatorischen Goalnetze zuzuschreiben ist“
„Der FC Basel hat sich geweigert, gegen den FC Fortuna zu spielen, der über keine Tornetze verfügt“ (Obligatorischerklärung durch den SFV 1904) „Auf verschiedene Anfragen hin teilen wir mit, dass der Football-Club Fortuna (Basel) als solcher aus dem Verbande der SFA ausgeschlossen wurde, nicht aber die einzelnen Mitglieder boykottiert sind“ (Serie A, 1903/04 - Le Football Suisse 1904)
Erinnerungen von Leo Wionsowsky (FC Old Boys Basel, Servette FC, BSC Old Boys, FC Basel, FC Saint-Louis, SR Delémont, FC Birsfelden, FC Rheinfelden, FC Nordstern Basel, FC Allschwil, FC Pratteln, FC Concordia): Wionsowski, 1895-1948, war mitnichten Produkt eines 'transnationalen Marktes für Berufsspieler' [Die Schweiz und der Calcio Danubiano, Christian Koller], sondern waschechter Bebbi. Als gebürtiger Pole konnte er nicht für die Schweizer Nationalmannschaft aber immerhin in der Basler Stadtauswahl auflaufen. Sozialisation und Körpererfahrung beim Fussballspiel halfen insbesondere den Jugendlichen, sich in der Gesellschaft zu orientieren“ (Hans-Dieter Gerber) „Als zwölfjähriger Knabe verfolgte ich bereits mit lebhaftem Interesse die englischen Geschehnisse. Gierig verschlang ich zu Zeiten des 'Schweizer Football' die Nachrichten aus dem Mutterland des Fussballes. Meine ersten Kenntnisse um das braune Leder bestanden darin, dass ich abends beim Training auf dem alten Terrain des FC Black Stars den jeweilen neben das Tor geschossenen Ball holen durfte: ab und zu wurde ich - um eine Mannschaft zu vervollständigen - geladen, auf zwei Tore zu spielen. Der grosse Altersunterschied spielte keine Rolle, man wurde mitgerissen, stählte frühzeitig den sich entwickelnden Körper und nahm auch manch harte Rempler eines älteren Spielkollegen, ohne Miene zu verziehen, in Kauf. Rasch ist in mir der Gedanke reif geworden, einen eigenen Klub von gleichaltrigen Knaben aus dem Quartier ins Leben zu rufen. Eines Tages versammelten wir uns, berieten den für uns in Betracht kommenden Namen und das neugeborene Kind wurde 'Ambrosia' genannt. Einstimmig fand dieser Name Anklang, stammte er doch von einem Gymnasiasten, der im Latein versiert war und uns erklärte, dass dies soviel wie 'Götterspeise' bedeutete. In der Tat sollte dieser Bubenklub innert kürzester Frist die Berühmtheit erlangen, wie die nicht minder tüchtige, namensverwandte italienische Meistermannschaft Ambrosiana (Mailand). Nur mit dem Unterschied, dass wir Jungen unsere Wettspiele eine zeitlang mit kleinen Gasballen austrugen. Im Klub hielten wir die einstmals stark 'en vogue' stehenden Sechserturniere ab, deren Sieger mit den beliebten Studentenschnitten und Limomonaden (beim benachbarten Bäcker für billiges Geld erstanden) bedacht wurden (...) Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass unsere Goals mit grossen Steinen oder Hüten markiert waren. Weswegen des öfteren ein harter Streit um die Gültigkeit eines erzielten Tores entstand, zumal auch ein Schiedsrichter fehlte, der sein salomonisches Urteil hätte fällen können (...) Bald erlaubten uns die Finanzen, die mit monatlichen Beiträgen von 20 Rappen pro Mitglied gespeist wurden, den Ankauf von grün-weiss geteilten Hemden und weissen Hosen. Kurz darauf den ersten ledernen Matchball (im Betrage von Fr. 8.75), den wir aus Genf kommen liessen (...) und der unsere mit den kleinen Gummibällen erworbenen technischen Fähigkeiten sichtbar erkennen liess. Dank unserem in der ersten Mannschaft steckenden, talentierten Material, wurde die Ambrosiamannschaft ein vielbegehrtes Turnierteam, stolze Besitzerin vieler erster Becher und Lorbeerpreise. In Erinnerung liegen mir noch die grossen Turnier-Rivalen wie: Südstern, Grasshoppers, Young Kickers, Helvetia, Basilea, Young Fellows, Olympiade, Excelsior, sowie einige gute exotische Namen: Jamaica, Liberia, Tasmania, Columbia usw. Aus jener sympathischen Ambrosiamannschaft, die dem für Fussball fruchtbaren Boden des Hegenheimerquartiers entstammte, ging in spätern Zeiten mancher Stern am Fussballhimmel hervor, der bis vor kurzem noch leuchtete. Leider war diesem Knabenklub keine lange Lebensdauer beschieden, denn zufolge plötzlicher Abreise einiger prominenter Mitglieder ins Ausland [1914] und dem Weggang verschiedener guter Spieler in Grossvereine Basels sahen sich die 'Direktoren' genötigt, den Verein bedauerlicherweise aufzulösen“
Relikte des Basler Fussballs aus einer Zeit, als man dafür noch scheel angeschaut wurde: - FC BRITANNIA (1899 Fusion mit dem FC Old Boys): 1897 hat er alle seine Spiele gegen WHITE-STAR, Excelsior und VIKTORIA gewonnen und gilt in Basel als Nummer 3, obwohl er sich vor allem dem Training gewidmet haben soll. - FC EXCELSIOR: neben dem FC Fortuna der andere 'verlorenee Sohn'. Unlautere Machenschaften führen zum Ausschluss aus der Schweizerischen Football-Association und eine im Herbst 1901 vom Manager und Captain Schäri Rebsamen ins Leben gerufene Fussballzeitung zum Konkurs. Nach Lyon (später Marseille, Turin, Rom und wieder Turin) wechselt 1900 sein Spieler Oscar Frey. Neuer Anlauf im Baselstädtischen Verband als EXCELSIOR ST. JOHANN. Der Verein, der 1910 ca. 70 Mitglieder und bereits acht silberne Becher zählt, lässt sich noch von zwei Reisen ins benachbarte Ausland vernehmen, aber kann sich - wie der FC Fortuna in Ungnade gefallen und offenbar für immer unhaltbar geworden - nicht mehr rehabilitieren. - FC GYMNASIA (Schweizerische Football-Association 1901 bis 1904): aufgegangen wie Britannia in den FC Old Boys. - FC COLUMBIA (1901/02 Premierengegner des FC Nordstern): kann in der Schweizerischen Football-Association wie fast alle Basler Clubs dieser Zeit nicht Fuss fassen und erlebt auf kantonal verwalteter Ebene ein Comback. - FC YOUNG KICKERS: die Knaben aus dem Hegenheimerquartier ohne Einstieg in den organisierten Fussball nehmen 1902 am Turnier um die erste (inoffizielle) Baselstädtische Meisterschaft teil. - FC HORBURG: 1903/04 im Match-Tableau der Schweizerischen Meisterschaft gelistet, wo er nie ankommt. - FC BOLIVIA (Schweizerische Football-Association 1903/04): erweist dem FC Nordstern mit Ausleihen für die Serie C-Finalpoule einen Bärendienst, wofür dieser (nachträglich) strafsanktioniert wird. - FC ST. JOHANN (Schweizerische Football-Association 1903 bis 1905): mit dem FC Fortuna und BASILEA KLEINHÜNINGEN Initiant einer Exilmeisterschaft, aber ohne eigenes Terrain zum Scheitern verurteilt. Überliefert sind die blau-weissen Clubfarben. - FC PHILADELPHIA (Baselstädtischen Verband): ein evangelischer Jünglingsverein. - FC HELVETIA: 1912 vom Schweizerischen Verband abgelehnte Fussballsektion der Studentenverbindung, welche 1920 mit Basilea und Schoren zum SV Helvetik verschmelzt. - FC VIKTORIA (Baselstädtischer Verband): 'sieht sich schon auf Augenhöhe mit den Grossen', aber dazu kommt es mangels Ressourcen dann doch nicht. - FC YOUNG BOYS: 1912 von der SFA verschmäht, verhelfen seine Übertritte dem FC Breite zum Meistertitel der Serie B. - FC YOUNG FELLOWS: ein protestantischer Jünglingsverein, 1910 Lebenselixier des FC Nordstern. „Ein Fussballclub war damals in den Augen unserer Erzieher das Verderblichste für einen jungen Mann. So spielten denn ein Grossteil unserer Mitglieder gegen das Verbot ihrer Eltern. Die Fussballkleidung musste auf allen möglichen und unmöglichen Wegen aus dem elterlichen Hause geschmuggelt werden. Umso grösser war dann die Freude und das Interesse an Sport und Verein. Es war dies in den Jahren 1907 bis 1910. Als Sportplatz diente der Spielplatz beim Pumpwerk in den Langen Erlen. Als Mitglied des Baselstädtischen Fussballverbandes nahm unser Verein mit zwei Mannschaften in Serie A und B an den Meisterschaftswettspielen teil (...) Der FC Fortuna, Young Boys, Rosenthal, Concordia, sie alle standen ungefähr auf gleicher Höhe mit unserer 1. Mannschaft (...) Die damaligen Wettspiele brachten für die damaligen Verhältnisse recht hohe Besucherziffern von 400-600 Personen auf den Sportplatz“ (Reminiszenzen des FC Young Fellows Basel - '75 Jahre FC Nordstern Basel')
- FC BLUE STARS: verstärkt im Februar 1911 den FC Old Boys, später FC Breite und Arbeiterfussball. - FC ROSENTHAL (Schweizer Meisterschaftsteilnehmer Saison 1909/1910): 'für den sich trotz Exzellenz kein Spielplatz findet', danach von der Bildfläche verschwunden. - FC OLYMPIA (Baselstädtischer Verband). - FC KICKERS: der mangels Terrain über die Landesgrenze auf Lörrach auswandert...
... und allen anderen Darstellern jener fernen Tage - ihnen gehört dieser Text
(am vom Kantonalverband organisierten Fussball-Turnier vom 27.2.1910 auf dem Spielplatz Breite an der Zürcherstrasse nahm mit Ausnahme der ausschliesslich im Schweizerischen Verband beteiligten Vereine [FC Basel, FC Liestal, FC Nordstern, FC Old Boys und FC Rosenthal] ein Grossteil der Basler Vereine und neben einigen Vertretern der Landschaft mit Badisch Rheinfelden auch eine Mannschaft aus dem Grenzgebiet teil: FC Allschwil, FC Excelsior Allschwil, FC Fortuna Neu-Allschwil, FC Ambrosia, FC Basilea Kleinhüningen, FC Basilea St. Johann, FC Binningen, FC Black Stars, FC Breite, SC Breite, FC Concordia, FC Dornach, FC Excelsior Dreispitz, FC Excelsior St. Johann, FC Floria, FC Fortuna, FC Helvetia, FC Jamaika, FC Institut Mayenfels Pratteln, FC National, FC Olympia, FC Philadelphia, FC Red Stars, FC Servette, FC Sissach, FC Südstern, FC Young Boys, FC Young Kickers sowie FC Young Players)
Die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Fussballverbandes vom 21.9.1913 beschliesst für seine damals 4810 Aktiven eine obligatorische Eigenversicherung, die bei einem Jahresbeitrag von Franken 1.50 eine Vergütung der Spital-, Arzt- und Apothekerkosten bis höchstens 150 Franken pro Saison bei einem Eigenbehalt von 10 Franken seitens des Versicherten vorsieht, und die ab der Saison 1921/22 auch für Junioren verbindlich wird. Ab 1913 muss für Fussballspiele unter Basler Mannschaften keine Gebühr mehr bezahlt werden, Billetsteuer und Ruhetagsgesetz aber bleiben.
Vorgeschichte des Arbeiterfussballs (die neuen Wilden): Wächst noch vor dem Firmenfussball spätestens ab 1914 im Kleinbasel und im St. Johann-Quartier, aber noch ohne einen Klassenstandpunkt heran. Unter dem Einfluss der politischen Unrast nährt sich aus dieser bereits etablierten, mehr oder weniger selbstorganisierten Szene 1920 der Arbeitersport-Verband. Fester Punkt der neuen Ordnung sind die Langen Erlen.
„Sonntag, den 28. Mai, wird der hiesige FC Fortuna ein internationales Fussball-Tournier auf der Exerziermatte abhalten (...) Der Präsident Herr H. Bender-Diebold, Bleichestrasse 17 Basel - Der FC Young Boys (St. Johann) errang sich an dem vom FC Fortuna veranstalteten Fussball-Tournier in Serie B den ersten Preis, bestehend aus einem schönen Becher“ (Internationales Fussball-Turnier in Serie B, C und Junioren, 28.5.1916 - National-Zeitung 5.5., bzw. 31.5.1916)
Um die Exerziermatte am Schorenweg finden mit Verbesserung der sozialen Lage weitere Clubs ein geeignetes Terrain. Weil SFA-Vereinen Spiele gegen die 'Wilden' untersagt sind, bietet sich Alemannia Basel, Romania (nach seinen Gründern von der Römergasse), Blue Stars (Teilnehmer der ersten Arbeitermeisterschaft 1921), Red Stars, Kickers Kleinhüningen, Viktoria, Olympia oder Phönix sowie den entstehenden Vereinen in den Vororten der im Aufbau begriffene Arbeiterfussball als Gradmesser an. Ansonsten kann man auch gegen Mannschaften aus dem angrenzenden Ausland ausweichen.
„Als erstes wurde das Finanzielle besprochen, und es wurde klar gemacht, dass ein Verein ohne Geld nicht bestehen kann. Somit wurde ein Wochenbeitrag von 50 Rappen bestimmt. Das war damals für uns Buben viel Geld, denn der grösste Teil von uns war in der Lehre, und teilweise knapp über 16 Jahre alt. (...) Im November 1921 erwarben wir für ca. 5 Franken einen altausgedienten Ball beim FC Basel. Das neue Jahr begann mit einem Match gegen die um 4 bis 6 Jahre älteren Burgwegler. Das Spiel fand auf der Exerziermatte mit zwei 6er-Mannschaften statt. Der Sieger erhielt einen 2-Liter Humpen Bier. Gespielt wurde auf einem Feld von ca. 40 bis 60 Metern. Der Matchball war unser Bloscht. Die Goals wurden mit dürren Aststecken aus dem nahen Wald markiert. Schiedsrichter gab es keinen. Die Vergehen, wie Hands oder Foul, wurden von beiden Teilen abgesprochen und auch eingehalten, genau gleich wie auf der Strasse mit dem Tennisball. Fussballschuhe hatte noch keiner und es wurde mit alten, gewöhnlichen Schuhen gespielt (...) Im April war es soweit, dass wir die gelb-rot gestreiften Leibchen kaufen konnten. Es reichte noch für einen neuen Ball, denn der alte Ball hatte durch vieles Flicken ausgedient (...) Vom Frühjahr an trainierten wir an schönen Sonntag-Nachmittagen mit dem neuen Ball auf der 'Exi' (...) Dort verabredeten wir uns auch mit einem Strassen-Jugendverein zu einem richtigen Match auf der grossen 'Exi'. Die Goalpfosten und die Latten konnten wir von einem Arbeiter-Fussballclub mieten (...) Im Mai oder im Juni nahmen wir an einem Turnier mit sechs Mannschaften teil (...) Gespielt wurde in Kleinhüningen auf einem Sandboden (...) Einige Tage später kam einer auf die Idee, dass auch wir so ein Turnier organisieren könnten (...) Nur wo sollte man das Turnier durchführen? Schliesslich kamen wir auf die alten Bahnstrassen der Deutschen Bundesbahn zu sprechen (...) Wir räumten von Hand einige Schottersteine weg und prüften den Untergrund, der für gut befunden wurde. Wir beschlossen somit die Wegräumung der Steine (...) Nach einigen Tagen war diese Arbeit beendigt. Danach wurde feingerechert und die Löcher wurden aufgefüllt (...) Bereits nach kurzer Zeit hatten wir sechs Anmeldungen (...) Die Preise wurden in der Stadt in einem Schaufenster ausgestellt (...) Die Goalpfosten und die Latten holten wir bei der Firma Nielsen Bohny einige Tage vor Tunierbeginn gegen Barzahlung ab (...) Beim Probieren stellten wir aber fest, dass wir die Bodenlöcher für die Pfosten nicht berücksichtigt hatten“ (Jubiläumschronik 70 Jahre FC Alemannia)
Durch die ersten, vom SFA abgesegneten kantonalen Basler und Baselbieter Meisterschaften sinkt ab 1922 die Einstiegshürde. Der Satus kann ab 1924 an der Neuhausstrasse endlich einen Sportplatz sein Eigen nennen. Der Wildwuchs des freien, nicht institutionalisierten 'Shootens', das in den 30er-Jahren mit einigen Neugründungen noch einmal kurz auflebt, nimmt sein Ende.
„Auf dem Terrain des VfR Rasenspiele kam dieses Schlussfinal um die Baselstädtische Meisterschaft Serie C zum Austrag (...) Nach torloser erster Halbzeit wird hart um den Sieg gekämpft (...) Da es nach Ablauf der Spielzeit 0:0 steht, wird zweimal 15 Minuten weitergespielt, doch ohne Erfolg! So bleibt nichts anderes übrig, als bei der grossen Hitze (12 Uhr mittags!) weiterzuspielen, bis zum Entscheid. War das Spiel bis jetzt ausgeglichen, so klappt nun Unione Sportiva Italiana zusammen, und der Halbrechte Fortunas kann auf schöne Vorlage in der 20. Minute unhaltbar einsenden. Mannschaft des Siegers: Stöckli; Frick, Zampieri; Wiesner, Jermann (Germann?), Zellweger II; Thiébeau, Fessler, Schmoll, Stalder, Isemann“ (Finalspiel Baselstädtische Meisterschaft Serie B, Juli 1923 - Schweizerische Fussball- und Athletikzeitung) „Nach zwei Stunden und 20 Minuten Spielzeit wird FC Fortuna Baselstädtischer Meister der Serie B“ (National-Zeitung)
Fussball als kulturelle Emanzipation: „Erstmals sah ich das Fussballspiel Anno 1894 an einem Sonntag-Morgen auf der Schützenmatte, als ich nach einer Kommission einige Knaben mit einem grossen Lederball spielen sah. Als Tor waren zwei Bohnenstangen eingesteckt, die mit einem weissen Bändchen verbunden waren (...) Es fing nun in der Stadt das Schutten mit kleinen Gummibällen an. Man legte einfach Kittel und Mütze vier Meter vom Prellbock einer Hausecke auf den Boden und spielte lärmend Fussball (...) Nachmittags spielten wir auch auf dem Marktplatz, wenn der Markt zu Ende war, von Laterne zu Laterne, bis einem Passanten der Hut vom Kopfe flog und dieser dann den Ball für gewöhnlich mitnahm. Oft aber war auch die Strassenbreite vor dem Rathaus das Goal (...) Dann verlegte man die Matches auf den Münsterplatz, weil die Meute auf dem Marktplatz zu gross und zu lärmig wurde (...) Mittlerweile hatte sich das Fussballspielen in den Aussenquartieren und im Kleinbasel stark entwickelt (...) Als der erste bei der Sportfirma Steidel in Berlin bestellte Lederball ankam, wollte ihn jeder auf die Schützenmatte tragen, um den ersten Kick zu machen (...) Bald wurden auch elf weiss-schwarz gestreifte Leibchen bestellt (...) Die Goals bestanden aus gewöhnlichen Dachlatten und mussten zu jeder Übung auf die Schützenmatte getragen werden (...) Den Platz steckte man mit Fähnchen ab (...) Unser Innerstadtclub FC Half Moon hatte durch zähes Training ein beachtliches Können entwickelt. Es organisierten sich nun weitere Quartierclubs. Aus Blauensträssler wurde der FC Fortuna“ (Reminiszenzen von August Koch-Guldimann - geboren 1883, der am Spalenberg wohnte und das Fussballspiel in der unteren Realschule durch seinen Englischlehrer Ferdinand Isler lernte)
„Die Teams formierten sich nach Wohnblocks oder nach Strassenzügen. Da Grünflächen und Parks in den Städten selten waren und Fussball dort in der Regel verboten war, wichen die Knaben auf Hinterhöfe und Strassen aus. Die Strasse war der favorisierte Ort des öffentlichen Lebens, da die Wohnungen äusserst eng, im Sommer stickig und im Winter kalt und feucht waren“ (Richard Holt - 'Working Class Football an the City')
„Wir waren Jugendfreunde und vor allem Sportkameraden (...) Dass wir damals zum Kicken eigentlich überall Raum fanden. Auf Strassen und Plätzen. Es gab ja erst wenige Autos, und bis dann und wann ein Pferdefuhrwerk herantrabte, waren wir rasch ausgewichen. der harte glatte Boden förderte, weil er es verlangte, unsere technische Fertigkeit. Unsere Tore bestanden aus Schulsäcken und Gaslaternen. Und die seitlichen Gartenhäge wurden in die Kombinationen mit einbezogen. Einige verstanden sich auf solche Tricks wie Billardkünstler. Hin und wieder wurde eine Fensterscheibe zertrümmert (...) Mit Zehn- und Zwanzigrappenstücken musste sich der Kassier herumschlagen, und er hatte seine liebe Mühe, die wöchentlichen Batzen einzutreiben (...) Das Ende nahte für unseren Club, als wir älter wurden und einem Regionalverband beitreten mussten, um nicht von allen Seiten gemieden zu werden. Nun waren wir öffentlich anerkannt, rasch weitete sich unser Kreis. Es trugen jetzt Burschen die grünweissen Trikots, die keine Beziehung zu unseren ersehnten Farben hatten“ (Reminiszenzen von Max Ehinger - 1924 Gründungsmitglied des SC Rapid Basel, Promotionsspieler der Old Boys und späterer Redaktionsleiter des 'Tip-Sportmagazin')
„Ein Unfug auf den Strassen ist das Ballspielen der Knaben, das je länger je mehr überhand nimmt. Seit der englische Sport des Football-Spiels auch bei uns Mode geworden ist, wird in jeder Strasse, jedem Gässchen 'Football' gespielt. Ist kein Ball da, so tut's auch ein Stein, wups, fliegt dir so ein Ding an den Kopf, und drehst du dich um, so siehst du gerade noch einen kleinen Kerl um die Ecke verschwinden. Aber auch in die Fenster fliegen die Steine ohne Erbarmen, und willst du den Täter eruieren, so hat's keiner getan und du hast den Schaden zu bezahlen. Sehr gefährlich können solche Spielereien werden, wenn dergleiche Objekte wie Bälle oder Steine einem Pferd an den Kopf fliegen, dasselbe scheu machen, dass es auf und davon rennt. Fliegt der Ball einem Velozipedisten in's Gesicht, so brauchts nur eine falsche Drehung, durch die momentane Bestürzung hervorgerufen, und der Arme liegt am Boden, vielleicht mit gebrochenen Gliedern und defekter Maschine. Die Kinder denken eben nicht so weit, dafür aber sollten Eltern und Lehrer dahin wirken, dass diesem gefährlichen Spielsport auf den Strassen mit aller Energie gesteuert würde. Ganz besonders scheint den Knaben die Klingelbergstrasse für das Spiel geeignet zu sein, denn sie ist breit. Aber gerade um die Zeit, wie nach 12 Uhr mittags und 7 Uhr abends, wo sie von Radlern und Fuhrwerken stark frequentiert wird, fängt das Ballspiel an“ ('Mitteilungen aus dem Publikum', Leserbrief 1902) 'Zur Verhinderung täglich zunehmender Belästigungen des Publikums' wird das Fussballspielen auf öffentlichen Strassen, Plätzen, Allmenden und Promenaden ohne besondere Bewilligung vom Polizeidepartement bereits im Sommer 1922 verboten. „Die Fussballspielerei in den Strassen, Gassen und Gässli nimmt immer mehr Überhand. Nicht nur kleine, sondern auch grössere Buben spielen heute mit kleinen wie grösseren Ballen 'Fussball' in den Strassen. Auf die Passanten nehmen sie nicht die geringste Rücksicht. Es kommt deshalb ab und zu vor, dass jemand getroffen wird, was bei wüstem Wetter, wenn die Bälle nass und schmutzig sind, nicht angenehm ist. Die Polizei sollte da Abhilfe schaffen, das heisst die Fussballspielerei in allen Strassen der Stadt streng verbieten“ (Ein Passant, Leserbrief 1927) „Dem Einsender betreffend Shooten auf den Spielplätzen und angrenzenden Anlagen, sei erwidert, dass die Spielplätze zum Spielen für Kinder und als Aufenthalt auch für ältere Personen bestimmt sind, die sehr dankbar sind, nach des Lebens Mühe und Arbeit ein ruhiges Plätzchen an der Sonne zu finden, wo sie ungestört miteinander plaudern und dem muntern Treiben der Kinder zuschauen können. Das fehlte gerade noch, dass auf den prächtig angelegten Anlagen, zum Beispiel dem Allschwilerplatz, beim Oecolampad, wo hunderte von Kindern unter Aufsicht ihrer Mütter oder Grosseltern, sich tummeln können, geshotet würde und von den Fussballbuben umgerannt, oder wie ich schon selbst gesehen, ältere Leute, die auf dem Bänklein sassen, sogar von Handball spielenden Buben mit dem Ball direkt ins Gesicht getroffen wurden und erst noch beschimpft. Auch Faustball ist auf solchen Plätzen zu verbieten (...) Auch dass die mit viel Mühe und Geld schön angelegten und ständig gepflegten Anlagen, Spielplätze und Blumenbeete durch Fussballbuben zertrampelt und das Publikum belästigt werden sollen (...) dagegen werden wir uns zu wehren wissen“ (A. R., Leserbrief 1933)
Durch den von der Sporttoto-Gesellschaft finanzierten und im Cinéma Rex erstmals am 28. Februar 1942 gezeigten Fussballlehr- und Erziehungsfilm 'Buben, weg von der Strasse' wendet sich die Juniorenkommission des Fussballverbandes beider Basel an die noch nicht spielberechtigten Knaben und ruft im Frühjahr die Schulhaus-Schülerbewegung mit einem von Lehrern betreuten Fussballunterricht ins Leben. Eine unter Aufsicht wöchentlich in einer 'fröhlichen Shooterstunde' stattfindenden Betreuung gilt als Massnahme, 'die Buben nicht mehr auf Trottois und Strassen mit alten Blechbüchsen oder anderen untauglichen Mitteln ihrer Gesundheit auszusetzen', sondern sie in eine geordnete und kontrollierte Freizeitbeschäftigung hineinzuführen. Ab 1937 haben sich in erster Linie für die Eltern die in Vereinen bereits organisierten älteren Jugendlichen jährlich an Fussballpropagandatagen präsentiert.
Seppe Hügi, Jahrgang 1930, aufgewachsen mit seinem Bruder Hans um den Landhof, als der Fussball noch Teil eigener, natürlich gewachsener Biographie sein darf. Das Milieu der ersten Basler Meistermannschaft 1953 um Spielertrainer René Bader, von denen nicht wenige bei der Kohleunion Geldner beschäftigt sind, spiegelt sich noch in der Beziehung zu den Arbeitervereinen aus den Quartieren und zu den Vorstädten wieder. RIP
„«Sowieso gibt es keine Strassen- und Instinktfussballer mehr, wie ich einer war», sagt Hakan Yakin. Warum? «Weil alles durchstrukturiert ist, weil den Jungen von den Trainern, Eltern und Lehrern viele Entscheidungen abgenommen werden und weil man nicht mehr auf den Pausenplätzen Fussball spielen darf. Zu meiner Zeit haben wir als Jungs mehrheitlich selber entschieden, wie und wo wir Fussball spielen“ (Aargauer Zeitung 22.5.2016)
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